Janet Neubert

Anlässlich der 875-Jahr-Feier der Stadt Schwarzenberg stellen wir in einer Reihe von Interviews auf unserem Blog Persönlichkeiten vor, die mit unserer Stadt verbunden sind. Egal, ob sie hier leben, arbeiten oder auf andere Weise einen Beitrag leisten – ihre Geschichten und Erfahrungen zeigen, was Schwarzenberg heute ausmacht.

Janet Neubert ist Inhaberin eines Geschäfts in Schwarzenberg und erreicht mit ihren Geschichten über die Stadt jeden Sonntag mehr als 10000 Menschen auf Facebook. Mit ihren Aktionen zu Halloween, ihrem Glühweinstand auf dem Weihnachtsmarkt und zuletzt als Mitorganisatorin des 8.75er-Spazierweges, der am 27. April 2025 eröffnet wird, ist sie ein fester Bestandteil des öffentlichen Lebens in der Stadt.

Lebst du schon dein ganzes Leben lang in Schwarzenberg? Ja, mein ganzes Leben. Ich bin in Erlabrunn geboren und bis zum Abitur auf dem Bertolt-Brecht-Gymnasium hiergeblieben. Nach meiner Ausbildung in Düsseldorf bin ich wieder zurückgekommen.

Warum hast du dich dazu entschieden, hierzubleiben? Das kann ich gar nicht genau sagen, ich glaube zum Großteil aus Heimatverbundenheit, und weil ich meine Familie und Freunde hier hatte. Außerdem war meine Ausbildungszeit nicht so schön. Nach dem Abi 1990 bin ich 1992 nach Düsseldorf gegangen bin. Das war ja gerade kurz nach der Wende und damals waren die Klischees über den Osten im Westen noch besonders präsent. Ich habe dort nicht wirklich Anschluss gefunden, ein Erzgebirger und ein Rheinländer, das harmoniert glaube ich schon von Natur aus nicht so gut, und die Beziehungen waren mir zu oberflächlich. Es sind also keine richtigen Freundschaften entstanden.

Wie lang ging deine Ausbildung? Meine Ausbildung ging drei Jahre, und ich bin in dieser Zeit wirklich erwachsen geworden. Ich habe aber trotz allem schöne Begegnungen gehabt, aber eben nichts, was mich dort gehalten hätte.

Was magst du an Schwarzenberg? Es riecht schon so schön nach Schwarzenberg. Der Geruch hat etwas Heimeliges, aber trotzdem nichts Altbackenes. Ich finde, Schwarzenberg ist mit seiner ganzen langen Geschichte auch mitgewachsen. Ich finde zum Beispiel auch unsere Jugend völlig in Ordnung und absolut hervorragend. Ich kann überhaupt nicht verstehen, wie andere immer über die heutige Jugend schimpfen. Ansonsten gefällt mir die Kultur und die Atmosphäre hier sehr gut. Schwarzenberg hat für mich einfach etwas Spezielles, Schönes, das sich nach Zuhause anfühlt.

Hast du einen Lieblingsort in der Stadt? Ich bin gern im Wald, weil ich merke, dass das Gehirn dann noch so circa zehn Minuten abschaltet. Und vor allem wenn ich dort mit meinem Hund bin, ist das sehr beruhigend. Ansonsten mag ich alle Ecken sehr gerne, auch die weniger bekannten. Der Totenstein ist sehr schön, über Heide laufe ich auch sehr gern.

Wie war deine Jugend? Wir hatten einen Jugendclub, beim Café Bartel, gegenüber vom Haus 2 des heutigen Gymnasiums. Dort konnte man sich treffen. Ansonsten eben die Ecke hinter der Kaufhalle oder die Freilichtbühne. Die Knutschereien waren dann immer unter dem Pilz im Rockelmannpark. (lacht)

Und wie erinnerst du dich an unsere Schule? Bei uns hieß das Gymnasium eher Drachenhöhle, aufgrund des ganzen Konzepts. Schon zur DDR-Zeit war die EOS bekannt für den sehr hohen Anspruch, genau wie heute. Ich finde, es ist ein richtig cooles Gebäude, genauso, wie man sich eine Schule vorstellt. Wenn ich jetzt reinkomme, die Gerüche sind immer noch dieselben, so richtig typisch Schule. Ich bin immer gern in die Schule gegangen, auch wenn meine Schulzeit von der Wendezeit überschattet war. Denn als mein Jahrgang Abitur gemacht hat, wussten wir noch nicht mal, ob dieser Abschluss anerkannt werden würde. Wir waren praktisch in einer Leerlaufzeit, das war sehr schwierig.

Habt ihr über diese Angst und Ungewissheit viel im Unterricht geredet? Eigentlich gar nicht, weil die Umbruchstimmung so präsent war, und man musste vorsichtig sein, was man sagt. So eine Offenheit und Ehrlichkeit in dieser Zeit gab es noch nicht.

Du postest auf Facebook viel über Schwarzenberg. Wie hat das angefangen, und woher weißt du das alles? Das hat angefangen, als ich mit meiner Familie essen war. Mein Sohn hat dort die Figur eines kleinen Teufels gesehen und wollte wissen, was es damit auf sich hat. Da habe ich angefangen zu recherchieren, und das war die erste Geschichte über Schwarzenberg, die ich herausgefunden habe. Mittlerweile bekomme ich meine Informationen aus vielen Büchern und Karten.

Du hast ein Geschäft im Ringcenter, das du mit viel Liebe betreibst, gestaltest jährlich ein Halloweenfenster und hast auch noch einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt. Was ist dein Antrieb dahinter? Das ist zwar alles viel Stress und Arbeit, aber wenn eine Sache Spaß macht, dann braucht man kaum Energie dazu, finde ich. Natürlich gibt es auch da Aufgaben, die weniger Spaß machen, aber die werden dann zum Beispiel durch Dinge wie das Halloweenfenster oder den Stand auf dem Weihnachtsmarkt wettgemacht. Das Halloweenfenster war am Anfang eine verrückte Idee und mein Mann ist der Macher, der so etwas gleich ausprobiert. Und dann ist es Jahr für Jahr immer mehr gewachsen.

Und der Stand auf dem Weihnachtsmarkt? Das ist stressig, vor allem weil die Vorbereitungen dafür ja schon im Sommer mit den Bestellungen anfangen. Nach so einer Woche ist man dann auf jeden Fall erstmal platt, aber es macht trotzdem super viel Spaß, weil man ganz viele tolle Menschen von den verschiedensten Orten trifft und viele Gespräche führt.

Was wünschst du dir für die Zukunft von Schwarzenberg? Ich wünsche mir, dass die Menschen mehr reflektieren und weniger Negativität verbreiten, und dass man mehr dafür tut, dass junge Menschen hierbleiben, durch günstigere Wohnungen und Grundstücke, damit auch Leute nach dem Studieren oder nach der Ausbildung wieder zurückkommen.

Das Gespräch wurde im März 2025 aufgezeichnet.

Text: hed, Foto: privat

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